Kaum jemand kam diese Woche um das Wort „Clubhouse“ herum. Entweder sprach, las oder hörte man von der neuen Audio-Only-App, die es sofort auf Platz 1 der Apple-Download-Charts geschafft hat. Doch woher kommt dieser Hype? Wie hat die App es geschafft, in kürzester Zeit so erfolgreich zu werden und was kann sie überhaupt?
Gegründet wurde „Clubhouse“ von dem Ex-Google Mitarbeiter Rohan Seth und Paul Davison. Sie erhielten im Mai 2020 zwölf Millionen Dollar von der Wagniskapitalfirma Andreessen Horowitz. Und das, obwohl es damals nur ca. 1.500 aktive Nutzer gab. Da sich unter den wenigen Usern aber viele Prominente wie der Rapper Drake befanden, wurde die App rasend schnell bekannt.
Was sich anhört wie ein VIP-Club auf Ibiza ist in Wahrheit eine App (bisher nur fürs iPhone), in der die Mitglieder sogenannte „Rooms“ eröffnen und Gespräche über die verschiedensten Themen führen können.
Neu ist hierbei, dass alles live ist und jeder mitmachen bzw. mitreden kann. Vorausgesetzt man ist eingeladen! Und da fängt der kluge Marketing-Trick schon an. In ist, wer drin ist! Jeder möchte natürlich Teil des auserwählten Kreises sein, keiner will etwas verpassen. Dies gelingt aber nur durch eine Einladung. Jedes geworbene Mitglied kann anschließend aber nur zwei weitere Kontakte einladen. Hört sich erstmal sehr exklusiv an, binnen weniger Tage war von Frau Müller bis Herrn Gottschalk aber doch alles vertreten.
Ist man dann endlich drin, weiß man anfangs eigentlich gar nicht so recht, was man in diesem US-Netzwerk nun tun soll. Zunächst kann man in den unterschiedlichsten Kategorien seine Interessen auswählen. Diese schränkt man jedoch besser ein und wählt sie ganz bewusst aus, weil einem sonst allerlei unnütze „Rooms“ vorgesetzt werden, die mit den eigenen Interessen oder dem jeweiligen Standort rein gar nichts zu tun haben. Interessiert mich ein Hunde-Schönheitswettbewerb in Atlanta? Eher weniger…
Hat man sich in diesem Themen-Dschungel jedoch erstmal ein wenig umgeschaut, entdeckt man doch das ein oder andere interessante Gespräch. Der Fokus liegt dabei immer noch auf englischsprachigen „Rooms“, doch mittlerweile kommen auch immer mehr deutschsprachige Gesprächsrunden zustande. Die meisten Inhalte drehen sich um Unternehmensgründung, Start-Ups und Finanzierungen. Inzwischen werden die Themen aber vielfältiger, da die Anzahl der Mitglieder stetig wächst.
Außerdem kann man auch Personen folgen. Egal ob Freunde aus den eigenen Kontakten oder bekannten Persönlichkeiten. Von diesen kann man dann auch in diverse Räume eingeladen werden oder man sieht, welchem Gespräch diese beiwohnen. Diese App setzt nicht auf Likes und Kommentare, was in der Social-Media Welt auch mal sehr erfrischend sein kann, sondern komplett auf Audio. Man kann dort Gesprächen oder Diskussionen wie einer Art Podcast zuhören, aber auch „die Hand heben“ und selbst seine Meinung äußern und mitreden.
Aber wie ist so ein „Room“ bzw. eine Gesprächsrunde aufgebaut? Der Leiter der Diskussion ist ein Moderator und wird ganz oben in der App angezeigt. Gleich darunter kommen die „Speaker“, welche sich nach Belieben mitteilen können. Darüber hinaus werden einem auch alle stillen Zuhörer angezeigt. Diese können sich nicht einfach äußern, sondern müssen, wie schon erwähnt, die virtuelle Hand heben. Der Moderator kann dann entscheiden, ob er den Teilnehmer zum Speaker macht. Das ist natürlich sinnvoll, damit kein Chaos entsteht und nicht alle Menschen durcheinander sprechen.
Clubhouse steht auch in der Kritik
Neben fehlender Barrierefreiheit (die App schließt Gehörlose aus) ist eines der größten Mankos die Sicherheit. Da die App rasant gewachsen ist, kann sie den Richtlinien der DSGVO nicht standhalten. So gibt es keinen Ansprechpartner für Datenschutzanfragen und manche Gespräche werden aufgenommen. Zudem müssen die User ihre Kontaktdaten mit der App teilen, wenn sie andere Kontakte einladen wollen.
Ein weiterer, berechtigter Kritikpunkt ist, dass sich Clubhouse aufgrund mangelnder Moderation und Kontrolle schnell zu einem unzensierten Pool von verfassungsfeindlichen oder verschwörungsideologischen Usern entwickeln könnte, die auf allen anderen Netzwerken bereits gesperrt wurden. Die Betreiber der App sollten sich der Verantwortung bewusst werden, dass sich hier jedermann ungefiltert vor teils großem Publikum äußern kann.
Man kann durch die App sicherlich interessante Dinge erfahren, sich mit Gleichgesinnten austauschen oder sich einfach berieseln lassen, während man den Abwasch macht. Ob man jedoch wirklich etwas verpasst, also „out“ ist, weil man nicht Teil dieser exklusiven Community ist, sei dahingestellt.
Für Unternehmen kann die App aber ein interessanter Marketing-Faktor sein. Man könnte sich mit den Kunden über diverse Thematiken austauschen oder einfach von seinem Unternehmen erzählen. Man könnte als erfahrener Unternehmer, jüngeren Gründern von seiner Erfolgsgeschichte erzählen und so Aufmerksamkeit erlangen. Und vielleicht durch interessante Diskussionen auch zukünftige Interessenten für Vakanzen im Unternehmen entdecken. Doch wie immer gilt im schnelllebigen Social Media Business: Der Hype von heute ist möglicherweise schon nächste Woche wieder vergessen. Wir sind gespannt!
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